November 2014

San Vincenti
(Gaiole in Chianti – Toskana)
Die Weine der Jahrgänge 2011 und 2012 aus dem Chiantigebiet zu verkosten, war alles andere als ein Vergnügen. Nero d’Avola oder Primitivo wären mit diesen beiden heißen und trockenen Sommern vermutlich gut klargekommen, aber in der zentralen Toskana wächst nun einmal vor allem Sangiovese und in Apulien und Sizilien verzichtet man aus gutem Grund auf den Anbau dieser edlen Rebsorte.
Den von uns verkosteten Weinen fehlte es folglich  durchgängig an Frische und sauberer Frucht. Wir hatten die Hoffnung schon aufgegeben, einen präsentablen Wein für unser Sortiment zu finden, als wir zufällig auf den Chianti Classico 2011 San Vincenti stießen. Er besitzt genau die Merkmale, die einen guten Chianti ausmachen: deutliche Kirschfrucht, spürbares, aber nicht rauhes Tannin, angenehme Säure, fester Körper und erfreuliche Länge! Mit Carlo Ferrini hat der Besitzer des Weingutes, Roberto Pucci, den vielleicht renommiertesten Önologen der Toskana engagiert, der unter anderem auch für Poliziano arbeitet. Hatte der Chianti San Vincente in früheren Jahrgängen einen Merlotanteil von bis zu 20%, so enthält der 2011er 100% Sangiovese. Er wurde 18 Monate in Tonneaux, das sind Eichenfässer mit 550 Liter Inhalt, dem doppelten Barriqueformat, ausgebaut.

CHIANTI CLASSICO DOCG 2011;    15,00 €

Bodegas Arzuaga Navarro
(Quintanilla de Onesimo – Ribera del Duero)
Mit dem La Planta und dem Pago Florentino hat dieses Weingut gleich zwei Trümpfe in der Hand, wenn es um Weine mit einem herausragenden Preis- Qualitätsverhältnis geht. Beide haben zahlreiche Auszeichnungen erhalten, ebenso wie die Crianza und die drei Reservas.  La Planta und Pago Florentino sind reinsortige Tempranilloweine. Beide sind von dunkler Farbe, kraftvoll und fleischig. Der La Planta ist eine Semicrianza ( 6 Monate Barriqueausbau) mit leicht karamelligen Noten und etwas mehr Frische als der Pago Florentino, eine Crianza  vom weiter südlich gelegenen Tochterweingut aus La Mancha mit seiner südlichen Reife und Wärme.

LA PLANTA DO 2012;     9,80 €
PAGO FLORENTINO DOP 2010;    16,00 €

Oktober 2014

Dominio del Bendito
(Toro-Region Toro)
Antony Terryn ist Franzose, aber das Terroir für die Weine, die er produzieren möchte, fand er vor 10 Jahren in der abgelegenen spanischen Region Toro. Toro liegt im nördlichen Zentralspanien westlich der Weinbauregion Ribera del Duero. Hier ist das Klima noch trockener und sonnenscheinreicher als in der berühmteren Nachbarregion. Die lokale Spielart der Tempranillotraube Tinta de Toro kann Weine mit opulenter Frucht, samtigen Tanninen und Tiefgang hervorbringen. Antony gelingt dies, indem er erklärtermaßen wenig in den Prozeß der Vinifizierung eingreift. Die Gärung findet ohne Temperaturkontrolle in Betontanks statt, die Reifung erfolgt in Barriques teils amerikanischer, teils französischer Herkunft. Ausschlaggebend für die Qualität seiner Weine aber sind vor allem seine Rebstöcke, die zu 80% älter als 45 Jahre sind und somit nur sehr niedrige Erträge zulassen sowie die penible Selektion der Trauben.DOMINIO DEL BENDITO 2012;    13,00 €
Domaine de Souviou
(Le Beausset – Bandol)
Ein Bandol Rouge muß zu mindestens 50% Mourvèdre enthalten, die Trauben müssen von mindestens acht Jahre alten Reben stammen, der Hektarertrag darf 40 Hektoliter nicht überschreiten und die Weine müssen 18 Monate Faßreife haben. Diese Bedingungen verschaffen der kleinen Appellation ihre herausgehobene Stellung in der Weinlandschaft der Provence. Rote Bandolweine (es gibt sie auch in weiß und rosé) beeindrucken durch ihre feinen Tannine, ihre dunkle, rote, an Brombeeren erinnernde Frucht zu der sich würzige Noten gesellen  und durch ihr hohes Alterungspotential. Eine mehrjährige Lagerung verhilft ihnen zu einem hohen Maß an Harmonie und Eleganz.
Die Mourvèdretraube hat ihre eigentliche Heimat an der spanischen Mittelmeerküste, wo sie unter dem Namen Monastrell bekannt ist. In der Region Bandol mit ihren 3000 jährlichen Sonnenscheinstunden findet sie ähnlich günstige Voraussetzungen.
Der Bandol Rouge  von der Domaine de Souviou besteht sogar zu 75% aus Mourvèdre; Grenache, Cinsault und Carignan vervollständigen die Cuvée.BANDOL ROUGE 2011;    19,00 €

Juni 2014

Azienda Agricola R. Zeni
(San Michele – Trentino)
Seit mehr als 30 Jahren gibt es eine niemals unterbrochene Verbindung zwischen der ENOTECA und diesem Weingut. Roberto und Andrea Zeni sind nämlich nicht nur hervorragende Winzer, sondern sie genießen auch einen erstklassigen Ruf als Grappaproduzenten und ihre Grappe hatten seit Beginn der ENOTECA kontinuierlich einen Platz in unserem Sortiment. So wie die Trauben für ihre Weine ausschließlich aus den eigenen 25 Hektar Weinbergen stammen, werden die Grappe nur von eigenen Trestern destilliert. Momentan befindet sich der Betrieb in der Phase der Umstellung auf Biozertifikation.
Einzige autochthone weiße Rebsorte des Trentino ist die Nosiola. Der Nosiola „Palustella“ 2013 von Zeni ist ein feinduftiger, frischer und eher schlanker Wein, der sehr gut zu Fischgerichten paßt. Etwas kräftiger im Geschmack ist der Chardonnay „Zaraosti” 2013, der schon sehr früh Ende August geerntet wurde, um ihm eine gute Säurestruktur mitzugeben. Der Pinot Bianco „Seipergole” tendiert ebenfalls in die frische, schlanke Richtung, während der Sorti 2011 viel körperreicher und komplexer ausfällt. Diese anspruchsvolle Cuvée enthält zu 15% spät gelesenen Riesling Renano und 85% Pinot Bianco von alten Reben, deren Trauben vor dem Pressen vier Wochen getrocknet wurden.NOSIOLA „PALUSTELLA” 2013;    11,00 €
CHARDONNAY „ZARAOSTI” 2013;    11,00 €
PINOT BIANCO „SEIPERGOLE” 2013;    11,00 €
SORTI 2011;    17,00 €
Mit Ausnahme des Grappa Pini, einem Destillat von Teroldegotrestern, das 10 Jahre in Holzfässern ausgebaut wurde, lagern alle anderen Grappe im Stahltank und sind dementsprechend von heller Farbe.GRAPPA DI NOSIOLA;     30,00 €
GRAPPA DI CHARDONNAY;     30,00 €
GRAPPA DI MOSCATO ROSA;     36,00 €
GRAPPA SORTI;     30,00 €
GRAPPA DI CABERNET;     30,00 €
GRAPPA DI TEROLDEGO;     30,00 €
GRAPPA PINI TEROLDEGO INVECCHIATA 2000;     44,00 €

Mai 2014

CANTINA BONFADINI
(Clusane-Franciacorta)
Eine der neueren DOC-Zonen Italiens ist seit 1995 die Franciacorta, ein Hügelgebiet südlich des Lago d’Iseo zwischen Brescia und Bergamo. Hier hat sich so etwas wie die ‚Champagne Italiens‘ etabliert, qualitativ durchaus vergleichbar, aber mit 2000 Hektar Rebfläche erheblich kleiner.
Nach längerer Suche haben wir mit der kleinen Kellerei der Familie Bonfadini endlich einen Produzenten gefunden, deren Spumanti durch ihre klare und präzise Art sowie eine feine andauernde Perlage uns auf Anhieb begeisterten.
Die Familie Bonfadini ist seit 2009 mit ihren Weinen auf dem Markt. Die Produktion beläuft sich derzeit auf 30.000 Flaschen im Jahr, 50.000 sollen es höchstens werden. Die Trauben stammen von eigenen Weinbergen.
Das Programm beinhaltet Spumanti: der Nobilium Brut ist ein weißer Spumante aus 90% Chardonnay und 10% Pinot Nero mit einem Zuckergehalt von 6 g/l. Ihn charakterisiert ein intensiver Duft nach Honig- und Vanillenoten.
Der Opera Rosé verrät seine Farbe schon im Namen. Er enthält 60% Chardonnay und 40% Pinot Nero bei einem Zuckergehalt von 7 g/l.In seinem Bouquet findet man einen Hauch von Kirschen und roten Beerenfrüchten.
Der Veritas Nature ist wiederum weiß mit 90% Chardonnay und 10% Pinot Nero und einem Zuckergehalt nahe Null. Er ist stärker mineralisch geprägt und in ihm finden sich deutliche Hefenoten
Alle Grundweine werden 18 Monate im Barrique ausgebaut. Die zweite Gärung erfolgt in der Flasche, das anschließende Hefelager beträgt 24 Monate. Vor dem Degorgieren oder der „sboccatura“, wie man auf italienisch sagt, werden die Flaschen mit der Hand gerüttelt (vier Vierteldrehungen pro Tag), damit sich die Hefe im Flaschenhals sammelt und dann herausgesprengt werden kann.

FRANCIACORTA NOBILIUM BRUT;     26,00 €
FRANCIACORTA OPERA ROSÉ;     26,00 €
FRANCIACORTA VERITAS NATURE;     26,00 €

April 2014

NEWSLETTER im April 2014
WEINGUT ESPENHOF
(Flonheim – Rheinhessen)
Bereits im letzten November hatten wir einen trockenen Gewürztraminer vom rheinhessischen Weingut Espenhof in unser Programm aufgenommen; dazu kommen jetzt ein Chardonnay und ein Sauvignon. Der Chardonnay-S- fasziniert durch seine Aromen von Melone  und Grapefruit, der Sauvignon zeichnet sich durch eine frische Säure und einem dezentem Duft aus (der renommierten britischen Weinkritikerin Jancis Robinson ist Sauvignon in der Nase meist zu aufdringlich, dieser hier könnte ihr richtig gut gefallen).  

GEWÜRZTRAMINER -S- FLONHEIM 2011;     12,00 €
CHARDONNAY -S- FLONHEIM 2012;     11,00 €
SAUVIGNON 2013;     9,80 €

WEINGUT HIEDLER
(Langenlois – Kamptal) 
Rechtzeitig zur Spargelsaison können wir Ihnen auch wieder Grüne Veltliner vom Weingut Hiedler aus dem Kamptal anbieten. Aus seinem umfangreichen Sortiment haben wir den Grünen Veltliner Spiegel und den Grünen Veltliner Thal ausgewählt. Der Spiegel besitzt dieses Jahr viel Körper und Schmelz und ist gelbfruchtig mit den bekannten pfeffrigen Noten. Der Thal weist ein noch größeres Aromenspektrum auf und ist zugleich komplexer und differenzierter.
Für die Liebhaber richtig fetter, holzgeprägter Chardonnays gibt es auch wieder den Chardonnay Toasted and Unfiltered, der locker mit einem Huhn in Morchelrahmsauce oder einem Hummer fertig wird.

GRÜNER VELTLINER SPIEGEL 2013;     9,80 €
GRÜNER VELTLINER THAL 1.LAGE 2012;     15,00 €
CHARDONNAY TOASTED AND UNFILTERED 2011;     30,00 €

K.H. SCHNEIDER
(Bad Sobernheim – Nahe)
Sauvignon aus Deutschland ist im Begriff, seinen Exotenstatus zu verlieren. Andy Schneider vom Weingut K.H. Schneider hat uns in Düsseldorf mit einem Sauvignon von der Nahe überrascht, in dem sich die knackige Frische und kristalline Klarheit seiner Rieslinge wiederfinden und der neben der sauvignonspezifischen Aromenpalette von Stachelbeere bis Cassis auch eine gehörige Dosis Mineralität aufweist.

SAUVIGNON BLANC SOBERNHEIM 2013;     12,00 €

31.01.2010 FAZ


REINER WEIN
Lava im Glas

VON STUART PIGOTT

 

Sizilien war lange eines der Schlusslichter im italienischen Weinbau, steht aber inzwischen qualitativ und vom Renommee her mit an der Spitze. Obwohl auch manche kleine Betriebe beim Aufschwung eine Rolle gespielt haben, waren die maßgeblichen Kräfte vor allem große Weingüter. Cusumano in Partinico ist ein gutes Beispiel für diese Kombination (etwa 450 Hektar Rebfläche bei einer Jahresproduktion von 2,5 Millionen und Dynamik. Der unglaublich farbintensive und nach Datteln und Bitterschokolade duftende, üppige und geschmeidige 2006er „Noà“ (24,80 Euro be Garibaldi, Telefon 0 89/35 63 61 16) zeigt, was solch ein Betrieb leisten kann, wenn er sich mit der Erzeugung moderner Spitzenrotweine widmet.

Wie bei so vielen neuen sizilianischen Rotweinen handelt es sich um eine Cuvée aus der autochthonen Traubensorte „Nero d`Avola“ und französischen Importen, in diesem Fall Cabernet Sauvignon und Merlot. Reinsortiger Nero d`Avola kann spektakulär ausfallen wie beim 2006er „HArmonium“ vom 200 Hektar großen Weingut Firriato in Paceco (22,80 Euro, Bezugsquellen über Abayan, Telefon 040/ 4 80 03 50), der neben Harmonien und geschliffenem Finale dank starker Brombeer- und Preiselbeeraromen eine erstaunliche Frische für 15 Prozent Alkoholgehalt sowie reichlich Gerbstoff besitzt.

Das basiert auf sehr geschickter Kellerwirtschaft und erinnert durchaus an kalifornische Spitzenweine im dreistelligen Euro-Bereich.

Wie groß die stilistische Bandbreite beim Nero d`Avola ist, zeigt der großzügige, fleischige und nach Dörrpflaumen duftende 2005er „Nerobaronj“ vom Weingut Gulfi in Chiaramonte Gulfi (28,90 Euro bei Garibaldi, Telefon 089/ 3 59 02 22), der auch nicht schwer oder übermäßig süßlich wirkt, was in solchen Breitengraden nur allzu leicht passieren kann. Noch kleiner als der 75 Hektar umfassende Betrieb von Gulfi ist das Weingut Benanti in Viagrande am Ätna mit 44 Hektar. Sein roter Spitzenwein ist der aromatisch sehr vielschichtige (Zitronat, Kräuter und Mineralien) und geschmacklich zugleich konzentrierte und deutlich herbe 2004er „Serra della Contessa“ (28,95 Euro bei Centro Italia, Telefon 030/ 3 02 17 28).Aus den gleichen autochthonen Trauben, Nerello Mascalese und Nerello Cappucio, erzeugt Benanti auch den hervorragenden „einfachen“ 2006er Rotwein „Rosso di Verzella“ (10,45 Euro bei Centro Italia), der im Duft fast an Kräuterlikör erinnert. Mit seiner Balance zwischensüdlicher Reife und einer ordentlichen Menge an herbem Gerbstoff ist es der optimale Wein beispielsweise zu Salami.

Noch urtümlicher wirkt der 2007er „Hierà“ (15 Euro bei der Enoteca Blanck & Weber, Telefon 030/ 88 67 99 60) von Carlo Hauner Jr., ein kräftiger, enorm würziger und mineralischer Rotwein von den Liparischen Inseln Salina und Vulcano. Man könnte sich durchaus einbilden, die Lava im Glas zu schmecken.

Zehn rote Charakterköpfe

 

Die Top-Ten-Rotweine für den Winter – traditionell erzeugt und erschwinglich im Preis
 
Noch nie gab es in Deutschland ein so breites Angebot von Rotweinen aus vier Kontinenten. Durch den internationalen Rotweinboom exportieren deutlich mehr Länder große Mengen Rotwein nach Deutschland. Und hier zu Lande wurde der Anteil der mit Rotweinreben bestockten Anbaufläche in sechs Jahren fast verdoppelt.
Die Nachfrage übertrifft das Angebot bei weitem – die Preise für gefragte Weine, aus Spanien oder Australien, sind in die Höhe geschossen.
Eine Revolution auf dem Gebiet der Weinbereitung hat die Zahl von soliden und gut gemachten Rotweinen unter 20 Mark vervielfacht. Zugleich werden viele Rotweine mit „neuen önologischen Verfahren“ produziert, die in der EU nicht zugelassen sind.
Dazu gehören die Zugabe von Gerbstoff in Pulverform, um die Weine mächtiger oder weicher erscheinen zu lassen, oder von „naturidentischen“ Fruchtaromen. Man hängt auch Leinensäcke mit Eichenspänen in den Wein, damit er wirkt wie in Eichenfässern gereift statt in riesigen Tanks. Diese Praktiken sind in Überseeländern entwickelt worden, und es gibt in Europa keine Deklerationspflicht für so produzierte Weine.
Doch nur diese Information würde den Konsumenten die Wahl ermöglichen zwischen traditionell erzeugten Weinen und jenen „gemachten“. Die einzige Lösung scheint eine vollständige Angabe der Inhaltsstoffe auf jeder Flasche, die in Deutschland angeboten wird.

Erfreulicherweise gibt es aber noch genug erschwingliche Rotweine, deren Ehrlichkeit außer Frage steht.

Sucht man nach wirklichem Charakter, wird es schon etwas spärlicher. Wenn es draußen kalt und ungemütlich wird, wächst nicht nur mein Rotweindurst, sondert es schwindet auch meine Geduld gegenüber industriell erzeugten Rotwein-Weicheiern. Hier sind meine Top-Ten-Rotweine für die ungemütlichen Monate: zehn Charakterköpfe, die noch dazu exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.

1997 Chianti Castello di Farnetella

Heute ist Chianti so gefragt, dass nur wenige Spitzenproduzenten Weine unter 20 Mark anbieten.
Doch das Team, das die hervorragenden Felsina-Weine macht, erzeugt auch diesen herrlich frischen,
mittelschweren Wein, der zum Pastakochen animiert.

Rund 15 Mark

 

1999 Jumilla Casa Castillo

Vielen spanischen Rotweinen fehlt eine unverkennbar spanische Persönlichkeit. Dieses Schnäppchen jedoch zeigt die weiche Süße von Trauben, die von der südlichen Sonne förmlich gebacken wurden, und ist doch harmonisch.
Ein Seelentröster für gemütliche Essen an kalten Abenden.

ca 13 Mark

17.07.2000 Tagesspiegel

 
DIE WEINE DES MONATS
Zwei Mal weiß, zwei Mal exemplarische Qualiät.
Erstens: Riesling. Jeder, der diese Rebsorte schätzt, weiß naürlich, wie er sich gute Abfüllungen beschafft. Doch das wissen auch unzählige andere Kenner, und so liegt der Preis erstklassiger Spätlesen inzwischen schon ab Gut bei mindestens 20 Mark. Den betreffenden Winzern sei es gegönnt; wir lassen uns davon aber nicht hindern, weiter nach günstigen Angeboten zu suchen. Zum Beispiel in den Staatsweingütern, von denen es allein in Rheinland-Pfalz sieben gibt. Sie stehen mit Ausnahme der Bensberger Staatsdomäne bei Fans nicht hoch im Kurs und werden in den Büchern zum Thema totgeschwiegen: Zu viel Bürokratie, zu wenig Weinverstand, heißt das landläufige Urteil. Dass das ein Vorurteil ist, beweist beispielsweise das staatliche Johannitergut in Mußbach/Pfalz, das älteste Weingut der Region, das über 20 Hektar erstklassiger Lagen in der südlichen Mittelhardt verfügt. Eine dieser Lagen ist der Hainfelder Letten,
von dem unser Weißwein des Monats stammt, eine klassische pfälzische, in der Opulenz fast schon elsässisch wirkende Spätlese (12,5 Prozent Alkohol) mit viel Pfirsich- und Apfelfrucht, knackiger Säure und einem angenehm mineralischen Nachhall. Ein Wein, den man gern einem der Pfälzer Spitzenerzeuger abkaufen und teuer bezahlen würde – doch das ist in diesem Fall nicht notwendig. Der 1998er Hainfelder Letten Riesling Spätlese trocken vom Staatsweingut mit Johannitergut ist bei der Kaufhof-Galeria am Alexanderplatz für 13,39 DM zu haben.
Zweitens: ein Prosecco, der auch dann schmeckt, wenn die Sommerabende weiterhin ausbleiben sollten. Kein Mensch weiß, woher all die Getränke namens Prosecco wirklich kommen, und dennoch werden sie in italienischen Restaurants umgesetzt wie verrückt. Manchmal, selten, bieten sie Genuss auf Champagner-Niveau, manchmal, öfter, schmecken sie nach eingeschlafenen Füßen. Unser Einkaufsvorschlag liegt entschieden mehr auf der Champagner-Seite, wenn es sich auch nur um einen geringer prickelden Prosecco Frizzante handelt,
der nicht der Sektsteuer unterliegt und deshalb relativ günstig angeboten wird. Was nicht mit billig zu verwechseln istDer Prosecco di Valdobbiadene vonDea-Rivalta kostet 13,80 DM bei derEnoteca Blanck & Weber in der Ludwigkirchstraße 20 in Wilmersdorf – und die ist er wert. Hinter dem nichtssagenden, nur für den Export genutzten Erzeugernamen verbirgt sich die höchst renommierte Kellerei Col Vetoraz, deren Önologe und Mitgesellschafter Loris dall’Acqua als einer der besten Prosecco-Spezialisten gilt. In der Region „konnte der Kellerei Col Vetoraz diesmal niemand das Wasser reichen“, heißt es im aktuellen Weinführer Gambero Rosso. Der Frizzante überzeugt durch Cremigkeit und feine Perlage, weit enfernt von der Laschheit vieler billiger, mit zusätzlicher Kohlensäure aufgemöbelter Prosecco-Abfüllungen. Hinzu kommt ein animierendes üppies Bukett mit Anklängen an Blüten und Haselnüsse und ein sauberes Finale.

Bernd Matthies

12.09.2003 Tagesspiegel

MANUFAKTUR BESIEGT TELEFONDÜSEN
Schwierige Suche nach Aroma: Unsere Probierrunde kostet Spaghetti aus dem Berliner Handel
Hätte es sie schon zu Beginn unserer Zeitrechnung gegeben, dann wäre es nicht ganz unwahrscheinlich, dass Jesus Christus seinen Gleichnissen mit Brot und Fisch eines mit Spaghetti hinzugefügt hätte. In der Tat bieten sie sich dazu an. Wie die Menschen bilden sie eine Masse und bleiben darin doch als einzelne erkennbar. Überdies erinnert uns der vom itlaienischen Wort „spago“, Schnur, abgeleitete Name daran, dass das Leben nur an einem Faden hängt.

Diesseits des Metaphorischen werden Spaghetti ohne Gedanken oft mehr vertilgt als verspeist und sind die mit Abstand beliebtesten Nudeln. Zum Werk der italienischen Einigung haben sie vielleicht mehr beigetragen als mancher Politiker und viele lokale Nudelsorten in die Bedeutungslosigkeit abgedrängt. Ursprünglich besaßen Neapel und Genua das Privileg ihrer Herstellung. Heute wetteifern zahllose Hersteller auf der ganzen Welt um Kunden. Spaghetti werden üblicherweise aus zumeist amerikanischem, selten aus süditalienischem Hartweizengries (semola di grano duro), der mehr Kleber besitzt als herkömmlicher „weicher“ Weizen, ohne Zusatz von Eiern hergestellt.

Sie gehören inzwischen zu den klassischen Industrieerzeugnissen, deren Herstellung mittels teflonbeschichteter Spritzdüsen sich weit von der ursprünglichen Manufakturfertigung mit ihren Bronzedüsen und dem gemächlichen Arbeitstempo entfernt hat. Es existieren allerdings immer noch Betriebe, die alte Maschinen und Methoden einsetzen, wie vor hundert Jahren. Zur traditionellen Produktion gehört auch eine über Tage sich hinstreckende Trocknung bei mäßiger Temperatur. Die wenigen hierzulande erhältlichen Manufaktur-Spaghetti, erkennbar an ihrer rauhen, porösen Oberfläche, gehörten denn auch zu den Favoriten unseres Tests.

Die monatliche Tafelrunde fand sich diesmal im Ristorante „Ana e Bruno“ ein, dessen Küchencrew um Prinzipal Bruno Pellegrino und Chefkoch Andrea Girau die Pasta verkosten half. Als Experten mit von der Partie waren außerdem Carsten Rosener vom „Epoque“in der Knesebeckstraße sowie Pino Bianco von der Schöneberger „Trattoria á Muntagnola“, die ihre Pasta prinzipiell selber anfertigt.Um die Qualität des Nudelteigs angemessen beurteilen zu können, wurden alle Probanden -wie bei professionellen Prüfungen in Italien üblich- exakt 13 Minuten lang in ungesalzenem Wasser gekocht und mussten anschließend für exakt neun Minuten auf einem Teller ruhen.

Bereits der Anblick ihrer Häufung sowie der mit dem Dampf aufsteigende Duft enthüllen erstaunliche Unterschiede. Die in einem ersten Durchgang verglichenen Billigsorten eint allerdings ein merkwürdiger Geruch nach Pappe. Wie feuchter Karton roch gar die Marke „combino“ von Lidl, die im Geschmack nur minimal davon abwich. Die Spaghetti von „3 Glocken“ waren völlig aufgequollen, klebten natürlich entsprechend aneinander und hinterließen auf den Lippen einen seifigen Film. Ebenfalls fahl und klebrig erschien die Pasta von“Riesa Schlemmer-Liebling“, die anfänglich noch ganz passabel roch, jedoch im Aroma mehr an Verpackung erinnert als an Getreide. „BioBio“ vom Discounter plus wurde seinem vermeintlichen Vorsprung durch Verwendung von Mehl aus kontrolliert biologischem Landbau nicht gerecht. Je zwei der rasch ausgelaugten Nudeln klebten parallel aneinander und gaben dem mit einem Schleimfilm überzogenen Gehäuf einen geradezu komischen Zug, der dann vom Aroma zurückgenommen wurde: Es gab keins. Gänzlich undiskutabel wie eine Suppeneinlage in der Mensa war die Pasta von „MaisonStrauss“. Als Überraschung in diesem umkämpften Segment erwies sich die bei Edeka gekaufte Sorte „Gut & Günstig“. Sie verliert im Wasser zwar vollständig ihre goldgelbe Farbe, besitzt dafür einen elastischen Teig sowie einen recht reinen, typischenGeschmack, der allerdings immer noch an Trockenware erinnert.

Auch bei den großen Markenartikeln treten irritierende Momente auf. So entströmte den rasch weich gewordenen „Barilla“ eine eigentümliche Aura, die von der Runde auf Kernseife, Papier und Hefe eingegrenzt wurde. 

„Vom Geschmack her kommt dann nichts mehr rüber“, meinte Carsten Rosener und konnte beim Konkurrenzprodukt „Buitoni“ nur fest stellen, dass sie ihm vorkämen, als hätten sie schon mindestens einen Tag im Kühlschrank zugebracht.Interessant ist allerdings ihre Konsistenz: außen so gequollen, dass die Kontur verschwimmt, und innen versehen mit harter Litze. Die aus dem „Centro Italia“ stammenden Spaghetti von „Voiello“ wirken im Biss dagegen nicht wie ein Telefonkabel, sondern bilden ein geschlossenes Ganzes, das im Geschmack durchaus angenehm ist, aber flach und kurz bleibt. Mit leichtem Röstaroma warteten die „Gourmonde Schwyzer Nüdeli“ aus dem Kaufhaus Wertheim auf. Ausgerechnet hier glaubten die Tester, nahezu die ganzen Usancen der Massenherstellung dingfest machen zu können.Wie gummiertes Wasser stieß dann die Marke „Divella“ in die Runde, bevor die berühmte von „DeCecco“ mit vollkommener Neutralität enttäuschte. Aber ihre verblüffende Resistenz selbst bei längerer Garzeit sichert ihr die Zuneigung der Gastronomie, die sie nach Belieben vorkochen und vor dem Servieren nur kurz ins heiße Bad zu werfen braucht – das Ergebnis geht immernoch als al dente durch oder á la dente, wie man im Ostteil unserer Stadt sagt. Ein wenig nach Teignaschen beim Kuchenbacken schmecken die bei Bruhn geführten Spaghetti vom „DiMartino“.Sie besitzen eine schöne Textur, fallen locker und äußern noch nach Minuten einen vollen, fast fleischigen Korn-Geruch. Wie alle ordentlichen Hartweizengrieß-Sorten vertragen sie sich übrigens besser mit Saucen auf Olivenölbasis, als mit Buttersaucen.

Bei den traditionell gefertigten Mehlspeispräserven gab es zunächst einen Schreck zu verdauen. „Burk`s Fränkische Öko-Nudeln“ mit Bioland-Siegel aus der Fleischerei vor dem St.-Michaels-Heim bildeten einen unansehnlichen schwammigen Haufen auf dem Porzellan , der aufdringlich nach verkochtem Nudelwasser roch. Mit der Erkenntnis, dass die Stärken oberfränkischer Lebensmittel woanders, wandte man sich rasch ab und den Teigfäden der „Azienda Agraria Latini“ aus den Galeries Lafayette zu. Leider erwiesen sie sich als stumpf auf der Zunge, als ob Bicarbonat in die Rezeptur Eingang gefunden hätte, und verströmten einen seltsam animalischen Schmorgeruch, der sich auch von Giraus köstlicher Tomatensauce nicht ganz besiegen ließ.

Im Ringen um die Ränge verblieben schließlich noch drei Marken, von denen die in feierliches Cellophan gehüllte „Coco“ aus dem KaDeWe den allerschönsten Anblick des in sich Geringelten und Gesträhnten bot. Die Vorstellung, die ihr voller Duft gleich hervorruft, geht in Richtung Gras und unreifes Kornfeld, nur ein harter Kern, sowie ein leichtes Trockenhefe-Aroma
hinderten sie am Sieg. Den machten dann die Spaghettoni von „Giovanni Perna“ aus Loreto, die von der Feinkosthandlung „Piacenza“ überraschend preiswert angeboten werden, und die mehr als doppelt so teuren „Martelli“ aus der „Enoteca Blanck“ unter sich aus. während zartgelb wie rohe Kartoffeln aussehende Perna kräftig Volumen gewinnen, ohne die gewünschte Konsistenz zu verlieren und ein intensiv-frisches Weizenbrot-Aroma zum Ausdruck bringen, lassen sich in Martelli wiesig-grasige Töne ausmachen, andererseitsauch die dezente Eiweißnote von hausgemachten Spätzle. Beide schmiegen sich gut an die Gabel an (wo vielleicht Perna sich noch einen Tick zu störrisch gibt) und nehmen mit ihrer durchlässigen Oberfläche viel Sugo mit. Er erst führte die Entscheidung herbei, die denkbar knapp für Martelli ausfiel – und es war dann auch nur deren Duft nach überreifem Heu, der so wunderbar zur Tomate passt. Bei den insgesamt enormen Qualitätsunterschieden wäre es möglicherweise doch die klügere Entscheidung, nudelige Gleichnisse zu unterlassen: Man wüsste ja nicht, welche gemeint sind.

Thomas Platt

Dezember 2013

l56udz NEWSLETTER im Dezember 2013
K.H. SCHNEIDER (Bad Sobernheim – Nahe)

Die Nahe gehört zu den kleineren und unbekannteren unter den deutschen Weinanbaugebieten.
Doch finden sich in der Spitzengruppe der deutschen Erzeuger überdurchschnittlich
viele Winzer aus dieser Region.
Auf dem Weg an die Spitze sehen wir auch das Familienweingut Karl-Heinz Schneider.
Als wir ihm kürzlich einen Besuch abstatteten, präsentierte uns der junge Kellermeister
Andi Schneider eine begeisternde Rieslingkollektion. Ob trocken oder mit Restsüße –
alle Weine sind von kristallener Klarheit, was auf eine äußerst sorgfältige Selektion
des Leseguts hinweist. Sie beindrucken  mit prägnanter Frucht und Mineralität, mit
schlankem, festem Körper und intensivem Nachhall.
Die Weine werden überwiegend spontan vergoren und in großen Holzfässern ausgebaut.
Apropos trocken: als Andis Vater 1978 erstmals begann, trockene Rieslinge zu vinifizieren,
reagierte der Großvater entsetzt. Er konnte sich nicht vorstellen, daß überhaupt
jemand solche Weine kaufen würde.

Riesling QbA Trocken 2012;    7,80 €
Sobernheimer Riesling Trocken
Roter Tonschiefer 2012;    12,00 €
Schlossböckelheimer Riesling Trocken
Vulkanstein 2012;    12,00 €
Domberg Riesling Trocken 2012;    16,00 €
Felsenberg Riesling Trocken 2012;    17,00 €
Riesling Kabinett Feinherb 2012;    8,50 €
Riesling Spätlese Marbach 2012;    12,00 €
Riesling Sorbenheimer Marbach
Auslese 0,5 L 2010;    15,50 €
Riesling Spätlese Marbacher
Winzersekt Brut 2011;    13,00 €
1h456mp FERDINANDO PRINCIPIANO

(Monforte d‘Alba – Piemont)Seit einigen Jahren produziert Ferdinando Principiano nur noch Naturweine, d.h. kein
Einsatz chemischer Mittel, Spontanvergärung, keine Verwendung von Schwefel, keine
Filtration und keine Schönung.Piemontesische Weine schätzen wir besonders und unter diesen vor allem die aus der
Rebsorte Nebbiolo. Diese bringt mit dem Barolo und dem Barbaresco die komplexesten
Rotweine hervor.
Der Nebbiolo Montagliato 2011 ist der erste Jahrgang aus einem Weinberg, den
Ferdinando neu erworben hat und den er selbst als kleinen Barolo bezeichnet.
Daneben gibt es wieder den Klassiker Barolo Serralunga, den in Stahltank ausgebauten
Barbera Laura  und den Barbera La Romualda, der 20 Monate in 400 Liter großen
Eichenfässern ausgebaut wurde und von dem es insgesamt nur 1800 Flaschen gibt.

Barbera Laura 2012;    13,00 €
Barbera La Romualda 2011;    43,00 €
Nebbiolo Montagliata 2011;    17,00 €
Barolo Serralunga 2009;    30,00 €